So – nun ist es geschafft: Ich habe meinem Motorradführerschein in der Tasche und bin natürlich total happy! Und mein ersten Kilometer auf der Domi habe ich natürlich auch schon erfolgreich hinter mir.
Zeit für einen kurzen Rückblick und eine Zusammenfassung:
Mein Ziel war es den Motorradführerschein natürlich so schnell wie möglich zu machen. Nicht weniger wichtig war es mir aber auch so viele Fahrstunden wie nötig zu machen, um mich auf dem Motorrad so sicher wie möglich zu fühlen. Außerdem wollte ich die für einen Autofahrer doch erst einmal recht ungewohnte Bedienung bestmöglich verinnerlicht haben, bevor ich mich ohne den Welpenschutz einer Fahrschulschildes und eines Begleitfahrzeuges in den Verkehr stürze. Die zusätzlichen Kosten für die weiteren Fahrstunden war mir das auf jeden Fall wert!
An dieser Stelle auf jeden Fall erst einmal vielen Dank an meinen Fahrlehrer Udo Erbe aus Bretten! Er hat mir nicht nur alle Grundfertigkeiten vermittelt, mir viele wertvolle Tipps gegeben und ist stets sehr gut auf mich eingegangen. Darüber hinaus hat er mit seiner humorvollen und lockeren Art für eine Fahrschulzeit gesorgt, an die ich mich immer gerne erinnern werde!
Aber wie immer beginnt alles erst einmal mit etwas Bürokratie:
Die Anmeldung bei der Fahrschule ging unkompliziert und schnell. Die Freischaltung für den Zugang zum Lehrmaterial erfolgte in diesem Rahmen ebenfalls. Und dann kommen erst einmal die ganzen Dinge drum herum:
Sehtest, Erstellung aktueller Passbilder, Organisation eines Erste-Hilfe-Kurses und das Stellen eines Führerscheinantrages.
Der Sehtest konnte schnell, unkompliziert und sogar kostenfrei bei Fielmann erledigt werden. Da ich bei den Photos keine besonderen Ansprüche hatte waren für mich ein paar Passbilder vom DM-Markt völlig ausreichend. Beim Erste-Hilfe-Kurs war dann schon etwas mehr Glück erforderlich. Durch die ganzen Corona-Einschränkungen waren die Kapazitäten erheblich reduziert. Trotzdem habe ich recht zeitnah noch einen freien Platz beim DRK hier in Bretten bekommen. Wieviel Glück ich letztlich hatte bemerkte ich erst im Gespräch mit anderen Teilnehmern. Teilweise waren diese mehrere hundert Kilometer angereist um überhaupt noch einen freien Platz zu bekommen!
Damit waren dann erst einmal alle Hürden genommen und der Führerscheinantrag konnte gestellt werden. Wie sich später herausstellen sollte hat sich der Ablauf in meinem Fall noch etwas verzögert. Grund hierfür war die bereits bestehende Fahrerlaubnis für PKW die seinerzeit in einem anderen Landkreis ausgestellt wurde. Für die Bearbeitung des Antrages musste wohl auf eine Rückmeldung der ursprünglichen Führerscheinstelle gewartet werden, was die Laufzeit verzögerte. Zum Glück habe ich mich rechtzeitig nach dem aktuellen Bearbeitungsstand erkundigt, so dass hier noch weitere Verzögerungen verhindert werden konnten.
Führerschein Theorie – Unterrichtsstunden und Prüfungsvorbereitung:
Da ich mich ja bereits sein Jahren mit dem Auto im Verkehr bewege, waren die Theoriestunden eher eine Art Pflichtprogramm. Mit der Verkehrserfahrung weiß man in fast allen Fällen worauf zu achten ist. Aber trotzdem gibt es immer wieder ein paar Kleinigkeiten und Details, die man schon lange wieder vergessen hat oder bei denen sich vielleicht auch die Rechtslage inzwischen etwas geändert hat. Und da die Stunden auch immer recht kurzweilig waren war das bestimmt keine Zeitverschwendung.
Ganz anders sah es da schon bei dem Lehrmaterial für die konkrete Prüfungsvorbereitung aus: Gab es früher noch die Fragebogen, die man ausgefüllt und anschließend ausgewertet hat, läuft heute alles per Handy-App.
Noch immer der gleiche blassgrüne Hintergrund, noch immer die gleichen Bildchen und Zeichnungen und noch immer die gleichen Multiple-Choice-Fragen. Neu ist (für mich) allerdings, dass es jetzt auch kleine Videosequenzen gibt, in denen ein Verkehrsszenario abgespielt wird auf das sich die danach eingeblendeten Fragen dann beziehen. Da muss man dann schon etwas genauer hinschauen um auf die teilweise versteckten Details zu achten!
Generell war mir von vorne herein klar, dass – allen Statistiken über Durchfallquoten von bis zu 40 % zum Trotz – die Theorieprüfung bei entsprechender Vorbereitung keine echte Hürde darstellen darf! Und die App macht es einem zudem sehr leicht, sich auf die Prüfung vorzubereiten. Man kann alle Fragen durcharbeiten, bestimmte Fragen zur Wiedervorlage markieren, falsch beantwortete Fragen wiederholen bis die Antworten richtig sind oder auch komplette Prüfungszenarien mit zufällig ausgewählten Fragen durchspielen.
Anfangs bin ich noch eher nebenbei einmal alle Fragen durchgegangen um frühzeitig einen Eindruck zu bekommen, ob es da noch ein paar Überraschungen geben könnte. Natürlich habe ich im ersten Anlauf bei weitem nicht alle Fragen richtig beantwortet. Aber es war nichts dabei, was man bei entsprechender Wiederholung nicht lernen oder sich einprägen könnte. Etwa ab zwei Wochen vor der Prüfung habe ich dann begonnen die Fragen täglich und systematisch durchzuarbeiten und falsch oder eher zufällig richtig beantwortete Fragen so lange auf Wiedervorlage zu setzen, bis ich mich bei der richtigen Beantwortung sicher fühlte. Mit ein wenig Interesse, Ehrgeiz und Engagement alles gut machbar!
Führerschein Praxis – Fahrstunden und Übungen:
Die Urlaubszeit hatte mich noch etwas ausgebremst, aber nach den Sommerferien sollte es dann endlich losgehen: Die ersten Fahrstunden standen an. Kein Verkehrsübungsplatz, nicht mal ein Parkplatz. Mit einer Einweisung und paar kurzen Anfahrübungen ging es direkt los. Anfangs natürlich Stress pur, wurde es von Stunde zu Stunde besser.
Nach den immer lockerer werdenden kleinen Ausfahrten folgen dann auch bald die Grundfahraufgaben. Hier war stupides Üben angesagt. Hat man den Dreh erst einmal heraus, dann klappt das mit dem langsam Fahren ganz gut. Am schwersten habe ich mich mit den Ausweichübungen getan. Hier war es vor allem das Zurückschwenken auf die ursprüngliche Fahrlinie was sich für mich als etwas anspruchsvoller erwiesen hat.
Die Sonderfahrten Überland, Autobahn und Nacht waren da schon wieder eine erfreuliche Abwechslung.
Schließlich befuhren wir dann zunehmend die üblichen Strecken, die auch gerne bei einer Prüfung gewählt werden.
Für mich als langjährigen Autofahrer war es natürlich ein riesen Vorteil gegenüber einem echten Fahranfänger, dass ich mich fast vollständig auf die Beherrschung des Motorrades konzentrieren konnte. Das Verkehrsgeschehen zu beobachten und einzuschätzen war für mich natürlich kein großes Problem. Das penible beachten der Verkehrszeichen und Verkehrsregeln hingegen erforderte schon etwas Aufmerksamkeit. Schließlich ist bei einer Prüfung nicht viel Luft für eine Geschwindigkeitsüberschreitung. Und das Überprüfen einer Vorfahrt anderer Verkehrsteilnehmer sollte auch nicht nur aus der frühzeitigen Beobachtung und dem Augenwinkel heraus, sondern mit einer deutlich sichtbaren Drehung des Kopfes erfolgen. Das alles gelang mir generell auch recht gut. Ich denke das sogar mein Fahrlehrer manchmal auf die Geduldsprobe gestellt wurde, wenn ich Strich 30 gefahren bin oder auch mal hinter einen Bagger geblieben bin, bis das Überholverbot auch wirklich zu Ende war und auch kein Abzweig mehr in Sicht war. Überrascht haben mich lediglich die vielen Stop-Schilder, die mir aus meinem Auto-Alltag so nie bewusst waren. Hätte ich vorher kein einziges im Ort benennen können, kannte ich sie nun alle!
Auch wenn mich mein Fahrlehrer bereits als prüfungsreif deklarierte, bestand ich noch auf die ein oder andere Fahrstunde mehr. Dabei ging es mir dann eher nachrangig um eine bestmögliche Prüfungsvorbereitung. Im Vordergrund stand für mich eher möglichst viel Routine bei der Bedienung des Motorrades zu erlangen. Kuppeln, Schalten, Koordination von Vorder- und Hinterradbremse. Mit jedem gefahrenen Kilometer bekommt man etwas mehr Automatismus und somit auch Sicherheit. Und das war mir wichtig und auch einen gewissen Aufpreis wert!
Theoriepüfung:
Bei der Theorieprüfung habe ich mich etwas unter Druck gesetzt, das der Termin für die Praxis bereits für ein paar Tage später festgelegt war. Dadurch hätte man ihn nicht mehr kostenfrei stornieren können, sollte bei der Theorie etwas schief laufen. Aber wie gesagt, mit guter Vorbereitung und etwas Konzentration sollte das machbar sein!
Eigentlich hatte ich ein wenig mehr Lampenfiber erwartet. Schließlich bin ich ja nun schon eine ganze Weile aus der Schule raus und habe schon lange keine regelmäßigen vergleichbaren Prüfungssituationen mehr erlebt. Trotzdem lief alles recht entspannt und locker – beinahe. Es kam natürlich genau die eine Videosequenz mit der ich mich bei meiner Vorbereitung schon immer schwer getan habe. Die möglichen Antworten passten einfach nicht zu meinem Verständnis der dargestellten Situation. Das war dann auch die eine Frage, die ich letztlich falsch beantwortet habe. Nicht perfekt, aber egal. Nicht fehlerfrei, wie damals bei Auto-Führerschein, aber trotzdem sicher bestanden.
Die Praktische Prüfung:
Hier sah es dann mit dem Lampenfiber dann schon ganz anders aus! Ich war total nervös und angespannt! Schließlich kann im Verkehr immer mal etwas sein. Ein 30er Schild oder eines der oben genannten Stop-Schilder übersehen. Oder auch nur einen Fußgänger nicht gebührend berücksichtigt, der möglicherweise zu einem Sprint ansetzt und dann doch den Zebrastreifen vor einem überqueren will – obwohl jahrelange Praxis im Straßenverkehr das total absurd machen. Oder einfach nur eine der Ausweichübungen wegen Nervosität nicht hinbekommen.
Bei der Wahl der Prüfungsstrecke waren tatsächlich sogar ein paar Straßen dabei, die ich noch nie zuvor gefahren war. Letztlich sollte aber auch hier alles reibungslos, fehlerfrei und ohne besondere Vorkommnisse klappen! Überglücklich bekam ich den neuen Führerschein direkt von den Prüfern überreicht.
Nun galt es nur noch das Motorrad der Fahrschule sicher zur Garage des Fahrlehrers zu bringen. Bei all der Anspannung zuvor, der Erleichterung und Euphorie über das Bestehen eine banal wirkende Aufgabe, die dennoch einiges an Konzentration erforderte.
Und dann war alles geschafft! Bürokratie, Fahrschule, Theorie und Praxis bestanden, Führerschein in der Tasche und das Motorrad wieder da wo es hingehört. Noch ein kurzer Plausch mit dem Fahrlehrer, dann mit dem Auto nach Hause und erst einmal etwas beruhigen. Und dann: Die ersten Kilometer mit dem eigenen Motorrad!